365 gute Taten - ein persönliches Experiment

Kategeorie: Januar


Lassi, so klärt mich die Saunabardame auf, ist  ein Wellnessgetränk aus Jogurt. Bin eigentlich eine notorische aus-der-selber-mitgebrachten-Wasserflasche-Trinkerin in der Sauna. Doch heute ist alles anders…

Die goldenen Tore zu einer guten Tat öffnen sich schon in der ersten Stunde des neuen Tages…

6. gute Tat, der Wille zählt

Samstag Morgen, 7.45 Uhr. Motiviert reiße ich die Bettdecke weg. Seit gestern Mittag wütet ein heftiges B5-Tief über Mitteldeutschland, die Nachrichtensender kündigten einen regelrechten Blizzard an. Ich vermute also, dass einige Personen, mindestens 2-3, dringend pünktlich 8 Uhr das in unserm Haus befindliche Friseurgeschäft betreten wollen. Ich muss ihnen den Weg frei schippen! Ziehe mehrere Schichten dicker Winterkleidung an und stapfe mutig die Treppen nach unten…

Nachdem ich gestern wohl ein klein wenig über die Strenge geschlagen habe, fahre ich heute einen Gang zurück. Schenke meinem Mann die gestern erstandenen Schnäppchen-Badeschuhe.

Basta!

Anmerkung: alle Bibliothekarinnen der Welt können aufatmen…

4. gute Tat, ich übertreibe es

Ach ja, die  Bibliohtekarin brachte alles ins rollen. Als Dank für ihre nette Art und ihre freundliche Beratung entschloss ich mich, ihr ein kleines Geschenk zu machen. Kaufte im Rossmann eine Bodylotion. An der Kasse lasse ich überschwänglich die Münzen meines Wechselgeldes liegen, immerhin 30 ct. Gehe zurück in die Bibliothek und übergebe mein Geschenk.

Ich strample auf der eisig glatten Straße nach Hause. Komme mir mehr als seltsam vor. Die Frau aus der Bibliothek hat auch ganz seltsam geschaut, auch die Frau bei Rossmann. Wieso habe ich überhaupt meine 30 ct verschenkt? Scheine in einen Strudel der guten Taten geraten zu sein.  Ärgere mich. Werde nie wieder in die Bibliothek gehen können. Verzweifelt mache ich bei NKD halt um meine Laune auf zu bessern.

Verliere im Laden meine Mütze und eine Frau ruft mir hinterher. Mütze und Heimfahrt bei -9 °C gerettet.  Kaufe Badeschuhe  für 2,99 €, runter gesetzt. An der Kasse kosten sie wie durch ein Wunder nur noch 1,99€.

Setzte meine Heimfahrt fort. Berechne: 30 ct verschenkt – 1 € bei den Badeschuhen gut gemacht. Habe ungefähr das 3fache zurückbekommen. Bodylotion für 2,99 € – Mütze nicht verloren, ca. 10 € gut gemacht. Mir wird schwindlig, habe schon wieder das 3fache zurückbekommen.

Sollte ich eine Formel für gute Taten entdeckt haben?

Schauplatz: Ein altes, einsames, kleines Häuschen am Waldrand, Deckenhöhe variiert zwischen 1,70cm und 1,80 cm, Ruß quillt aus dem Ofen, ein Hund und 4 Personen teilen sich die bewohnbaren 15 qm, die Wäsche hängt bei eisigen -10°C flatternd im Wind.

Mitspieler: Ich in meiner Rolle als Logopädin, die 4 einfachen aber herzlichen Bewohner und meine Praktikantin.

Gute Tat: Ich lobe die hilfsbereite Tochter für ihre aufopfernde Pflege an ihrem Bruder und ihrer Mutter. Mache ihr Mut, gegen allen Druck von Außen ihrem liebenden Herzen zu vertrauen.

Ausgang: bin um 2 neonpinke, gehäkelte Topflappen reicher, meine Praktikantin auch (unverdient).

2.Tag, 2. Chance

Vorweg sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass ich die Frau des Drummers bin. Des Drummers der bald sehr bekannten Band “Kurfürst”. Die Band besteht aus 6 mehr oder weniger beschäftigten Studenten. Da hat natürlich niemand Zeit für so schnöde Aufgaben wie “Bewerbungsbriefe für Veranstalter zur Post bringen”.

Ich trabe also zur Post. Versuche mir unterwegs einzureden, dass einer der beiden Briefe den Mega-Auftritt des nächsten Jahres herbeiführt und nicht zum Schluss das längst überfällige Plattenfirmaangebot verbirgt.

Bei der Post angekommen beobachte ich ganz genau, dass keiner der vor mir dran kommenden 5 Kunden gefragt wird, ob er denn schon Kunde der Postbank wäre. Ich habe Hoffnung. Jäh zerschmettert sie eine Dame in blauer Postbotenuniform: “Sind sie schon Mitglied bei der Postbank?”

Ich schätze, ich sehe dank meines neuen 39, 95 € Fahrradhelms schwer nach einer Lady aus, die zu Hause die 1000 € Scheine bunkert.

Klappe, die Erste

Habe heute meinen ersten Schritt in Richtung “Leben wie es sein sollte” getan. Großzügiger Weise bestand meine gute Tat aus übrig gebliebenen Schlemmereien des gestrigen Kaffeemahles, einer viertelsten Marzipantorte und einer viertelsten Pudding-Mandarinen-Torte, die ich meinen netten 2 Kolleginnen zur Feier meines vergangenen Geburtstages mitbrachte. Was? Das hättest du auch gemacht? Dann hast du wahrscheinlich noch nie diese, diese Marzipantorte gegessen, die vermutlich nur zum allein-vor-dem-Kühlschrank-aufessen gebacken wurde…

Da beginne ich gleich am ersten Tag zu schmecken, dass sich das Experiment auch gut für mich auswirken könnte: gute Tat = Marzipantorte + seeliges Gefühl